Sonntag, 28. November 2010

Hervé Bourhis: „Das kleine Beatles-Buch“ (Carlsen Comics) – VÖ 26.11.2010


Eigenwilliges Beatles-Storyboard mit kleinen Schönheitsfehlern

(AB) Man kennt das aus der Filmbranche: Das comichaft gezeichnete Storyboard illustriert die vom Drehbuch vorgegebene Handlung und stellt die Grundlage für den geplanten Film dar. Der Franzose Hervé Bourhis kehrt dies um: Er nimmt sich der gewissermaßen schon abgedrehten Historie der Beatles an und bebildert diese zeichnerisch im Comic-Stil.

Bourhis, in der Vergangenheit schon mit dem „Prix René Goscinny“ ausgezeichnet und als Autor des in gleicher Weise kreierten „Kleinen Rockbuchs“ in Erscheinung getreten, nähert sich der Beatles-Geschichte mit einem nicht unoriginellen Ansatz.

„Das kleine Beatles-Buch“ mit seinen 160 Seiten kommt in einem Format daher, das in etwa den Maßen einer Vinyl-Single entspricht. Der Zeichner, der sich selbst als McCartney-Fan bezeichnet, hat von historischer Einbettung über die musikalische Entwicklung bis hin zu biografischem Klatsch und Tratsch eine Menge recherchiert. Sein „Storyboard“ lässt er nicht mit der Trennung der Beatles enden, sondern setzt die Geschichte bis in die Gegenwart fort und bietet so auch einen unterhaltsamen Blick auf die Lebensläufe der Ex-Beatles.„Das kleine Beatles-Buch“ stützt sich auf eine Unmenge bekannter Fotos, die Bourhis in einem Stil umgesetzt hat, der sich zwischen Karikatur, schneller Kritzelei und expressiv gestalteter Tuschezeichnung bewegt. Selbst die abgebildeten Plattencover vom Beatles-Erstling „Please Please Me“ bis hin zu Paul McCartneys Filmsong „(I Want To) Come Home“ (2009) sind gezeichnete Abbilder der Originale und als einzige Ausnahmen in Farbe gehalten. 

Hervé Bourhis hat sich entschieden, alle im Buch präsentierten Veröffentlichungen der Beatles und der späteren Solisten zu bewerten. Dabei gibt es nicht etwa eine Sternchen-Skala, sondern die berühmten Stiefel der Liverpooler – die sogenannten Beatle Boots. Natürlich fußen Bewertungen immer auf subjektiven Meinungen, aber Bourhis kommt hier nicht gerade selten zu eigenartigen Resultaten. Es gibt Alben, denen Bourhis nicht mal einen Stiefel zubilligt, andere hingegen bekommen die Höchstwertung von fünf Stiefeln und manchmal sogar einen obendrauf. Durchweg sehr gut (außer „Yellow Submarine“ mit 3/5) kommen die Beatles-Singles und Alben weg. Bei den Soloproduktionen kommt es mitunter zu nicht nachvollziehbaren Bewertungen wie 5+1 Stiefel für das egozentrische Soundchaos von John und Yokos Nackidei-Album „Two Virgins“. Nur einen von fünf Beatle Boots gibt es für McCartneys selbst von der Musikkritik gelobte Werk „Tug Of War“ (1982), zwei Stiefel für Ringo Starrs großen Wurf „Ringo“ (1973). Gar kein Schuhwerk erhalten die „Anthology“-Songs „Free As A Bird“, „Real Love“ und alle Ringo Starr-Alben von „Ringo’s Rotogravure“ bis „Old Wave“ und alle Veröffentlichungen des ehemaligen Beatles-Drummers nach „Time Takes Time“ (1992). Zugegeben, die meisten dieser Veröffentlichungen waren alles andere als gute Alben, aber diesen nicht einmal einen Gnadenpunkt zu gönnen oder nur blanken Hohn dafür übrig zu haben, das ist bei allem Sinn für Humor schon ein wenig zu hart. Bei „Rotogravure“ setzt der Autor sogar noch einen drauf: Hier wird lediglich eine Coverabbildung gezeigt und der aus der Drucktechnik stammende Begriff (Rotationstiefdruck) erklärt, was das Album mit Ignoranz straft. Darüber lässt sich wirklich nur kurz schmunzeln. 

Doch welches Album findet Gnade in den Augen des angeblichen McCartney-Fans Hervé Bourhis? Sind es die gelungenen „Flowers In The Dirt“ (1989) oder „Flaming Pie“ (1997)? Nein. Gerade mal zwei bzw. drei Treter. „Press To Play“ sowieso nicht: zéro point. Nein, die Höchstwertungen werden an „McCartney“ (1970), „Ram“ (1971) sogar mit Zusatzstiefel, „Band On The Run“ (1973) und nicht ganz unverdient an „Chaos And Creation In The Backyard“ (2005) vergeben.  Fantum bedeutet nicht, per se alles gut zu finden, doch die seltsamen Bewertungskriterien des Monsieur Bourhis könnten seitenweise kritisch kommentiert werden. 

Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen des „Kleinen Beatles-Buchs“ vermitteln einen nicht ganz einheitlichen Eindruck. Mal wirkt der Strich sehr sicher und gibt überzeugend die Charakteristika der jeweils dargestellten Person wieder. An anderer Stelle glaubt man Bilder eines Schülers vor sich zu haben, der sich abmühte, eine Fotovorlage möglichst realistisch umzusetzen. Das Ergebnis wirkt so durch unverhältnismäßige Proportionen oder eigenartige Perspektiven manchmal unfreiwillig komisch.

Leider haben sich auch einige Fehler im Druck eingeschlichen. So ist z.B. die Coverabbildung der „Strawberry Fields Forever/Penny Lane“-Single mit „Paperback Writer/Rain“ beschriftet. Unangenehm fällt auch auf, dass viele Texte (vorwiegend bei weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund) so klein und dünn gedruckt sind, dass man sie ohne Lupe kaum entziffern kann.
Es ist aber auch nicht immer ganz verlässlich recherchiert worden. Den in den Promotionclips zu „Paperback Writer“ und „Rain“ erkennbaren abgebrochenen Zahn McCartneys erklärt Bourhis mit einem Fahrradunfall. Tatsächlich verunglückte der frühere Beatles-Bassist mit dem Moped. Den berühmt-berüchtigten „Mad Day Out“ der Beatles verlegt der Autor vom 28. Juli auf den 30. August 1968. Oder noch mal Paul McCartney: Dessen einzigen Sohn James tauft der Autor kurzerhand in Jesse um. Das mögen zwar Peanuts sein, die nur den Freaks unter den Fans auffallen, doch unterm Strich sind dies Dinge, die man durchaus vermeiden kann.

Fazit: „Das kleine Beatles-Buch“ von Hervé Bouhris ist sehr unterhaltsame Lektüre, die sich im Grunde in einem Rutsch weglesen lässt. Insbesondere für nicht gerade lesewütige Neu-Fans ist das Buch sicherlich ein guter Weg, sich einen schnellen Überblick über die Geschichte der Beatles zu verschaffen – mit dem faden Beigeschmack, dass die doch sehr eigenwillige Bewertung des Katalogs der Ex-Beatles möglicherweise in die Irre führen kann. 

Dem durch jahrelanges Studium von Biografien und Anthologien geschulten Fan hingegen werden Fehler auffallen. Klar. Insbesondere die Beurteilungen des Werkes der Ex-Beatles werden für heftiges Stirnrunzeln sorgen. Auch klar. Dennoch bietet „Das kleine Beatles-Buch“, das erfreulicherweise nicht mit dem Jahr 1970 endet, ein kurzweiliges Lesevergnügen für eine breit gefächerte Zielgruppe. Das Storyboard der (Ex-)Beatles hat nach wie vor ein offenes Ende.

Hervé Bourhis
Das kleine Beatles-Buch
160 Seiten, Broschur, 19 x 19 cm
ISBN 978-3-551-75047-1
19,90 Euro

Dienstag, 23. November 2010

Die Dreifaltigkeit des Hard Rock


Um 1970 hörten die Beatles auf zu bestehen. Keine einzelne Band konnte die überschäumende Kreativität der Liverpooler ersetzen. Vielleicht entstanden deshalb immer mehr Sparten innerhalb der populären Musik. 1970 jedenfalls war das Jahr der großen Hard Rock Bands: Deep Purple, Black Sabbath und Led Zeppelin regierten und ihre sägenden Riffs schallten aus sämtlichen Transistorradios der westlichen Hemisphäre.

Das österreichische Rock Classics-Team hat sich dieser krachenden Dreifaltigkeit angenommen und porträtiert nicht nur die Band, sondern sucht nach Verbindungen - und findet sie. Das 130 Seiten starke Hochglanz-Sonderheft beschäftigt sich aber nicht nur mit den Querverbindungen, sondern setzt bei den Einflüssen der Bands an, stellt die Bandmitglieder vor, gibt Empfehlungen für den Kauf der wichtigsten CDs und lässt uns an den Erinnerungen der Fans teilnehmen, die teils amüsant, teils sehr einfühlsam beschreiben, wie es war, in den 70ern  ein Led Zeppelin-Konzert mitzuerleben.

Die meiste Zeit bringt es richtig Spaß, den Autoren durch die Welt der Riffs und krachenden Hi-Hats zu folgen. Nur wenn die Beatles als Vergleich herangezogen werden, dann geht es auch schon mal schief. So war ich überrascht davon zu lesen, dass es sich beim White Album um eine 3er-LP handelt. Ich habe vorsichtshalber nochmal nachgeschaut: Bei meinem Exemplar sind nur 2 Scheiben drin...

Das Heft kostet am Kiosk 6,90 Euro. Das ist durchaus angemessen. Und immerhin sind auch zwei, drei Poster dabei.

Nachdem ich einen Großteil der Geschichten intus hatte, hielt es mich jedenfalls nicht mehr: Ich brannte mir eine MP3-CD mit meinen Lieblingsliedern der drei Bands und als ich dann mit dem Wagen auf der Autobahn war, drehte ich auf: "Immigrant Song", "Highway Star", "Paranoid". Glücklicherweise habe ich ja noch ein paar Haare auf dem Kopf. Die flogen quer durch den Wagen.

Super-Heft über drei Super-Bands. Jetzt warten wir auf das Beatles-Special! Denn: Die haben ja mit "Helter Skelter" den Hard Rock erst erfunden, oder?

Na also.

Euer Rugglesby.

Das neue Lennon-Buch: ... so merkwürdig.

Es hat etwas Vertracktes. Als mir die PR-Dame des "neues leben"-Verlags ein Musterexemplar des Buchs

"Das Neue, so merkwürdig ..." - Hanns Eisler, John Lennon. Die Gespräche.
Der Autor: Thomas Freitag

anbot, griff ich, schon aus einem alten Sammler-Reflex heraus, sofort zu. Klar wollte ich das Buch lesen. Auch wenn ich zunächst mit dem Titel überhaupt nichts anfangen konnte. Ein Hanns Eisler mit bemerkenswertem Doppel-N hatte sich also mit John Lennon unterhalten? Aha? Wann denn das?

Der Klappentext scheint Aufklärung zu liefern:

"London, Januar 1962: Hanns Eisler und John Lennon treffen beinahe unvermittelt und auf eigentümliche Weise aufeinander. Der eine ist knapp 64, er ist der weltgewandte und angesehene »Komponist der Arbeiterklasse«. Es ist Eislers letztes Lebensjahr. Der andere ist gerade mal 21, mit den Beatles steht er am Beginn einer Weltkarriere. Beide Musiker begegnen sich völlig unvoreingenommen, vor allem aber haben sie sich unglaublich viel und über alle Barrieren hinweg zu erzählen."

Der Verlag vertieft in der Werbung fürs Buch noch diesen Eindruck:
"Der 64-jährige österreichische Komponist Hanns Eisler - renommierter Musiktheoretiker, Kommunist, Schüler Arnold Schönbergs - begegnet dem 21-jährigen John Lennon, der mit den neu gegründeten Beatles dabei ist, die Musik zu revolutionieren. Sie finden zum Gespräch über alles Trennende, auch über politische Barrieren hinaus. Mehr noch: Sie lassen Gemeinsamkeiten erkennen, so in den Fragen, dass Musiker ihr Gegenüber, den Hörer, den lebendigen Menschen suchen und finden müssen, Künstler nicht außerhalb der sie umgebenden Realität zu stehen haben und Spontanität und Entdeckerfreude für ein zeitgenössisches Musikschaffen unverzichtbar sind. Lennon und Eisler offenbaren sich in den vorliegenden Gesprächen als geistig verwandte Persönlichkeiten."

Aber wann fand denn nun dies Gepräch statt? Nach dem Vorspielen der Beatles bei Decca? Ich dachte, sie wären anschliessend gleich zurück gefahren? Hmm..

Aber gemach: Das Treffen hat niemals stattgefunden. Das hat sich Freitag alles nur ausgedacht. Freitag? Richtig: Der promovierte Musikwissenschaftler Thomas Freitag, geboren 1954, arbeitete bis 2000 als Presse- und Kulturreferent an der Universität Potsdam und lebt seitdem als freier Autor in Potsdam. Warum er sich so etwas ausgedacht hat? Naja... wäre ich böse, würde ich denken: Der Kerl hat einfach zuviel Zeit. Warum sonst hat er sich den Komponisten der DDR-Nationalhymne genommen und ihm sinnfällige, ja: tiefschürfende Gespräche mit dem jungen John Lennon untergejubelt?

Nun, nachdem ich mich durch die rund 100/2 Seiten gekämpft ... Bitte? Warum 100/2? Ach so: Das Buch liegt zweisprachig vor. Auf der linken Seite in schönstem Oxford-English, rechts dann in sozialistischem "Klarsprech-Deutsch".

Nachdem ich mich also durch diesen Text gekämpft habe, bin ich der Meinung: Thomas Freitag hatte nichts weiter vor, als ein kleines intellektuelles Spielchen. So wie es aussieht, kennt er sich mit Eisler sehr gut aus. Mit Lennon meint er wahrscheinlich sich ebenso gut auszukennen. Aber da will ich mal beispielhaft ein paar Passagen zitieren...

So sagt Lennon, wohlgemerkt im Januar 1962:
"Wir haben jetzt eine Reihe neuer Songs. An denen arbeiten wir praktisch Tag und Nacht, und wir wollen das selbstverständlich auf Platte veröffentlichen. Sie haben bei der Plattenfirma noch nicht alles produziert, aber da bleiben wir dran. Ich habe einen wunderbaren Song, "Ain't She Sweet", der ist ja quicklebendig, und ich singe das. Aber sie haben das erstmal weggelegt, es gibt Schwierigkeiten mit dem Plattenlabel."

Später analysiert Lennon: "Die musikalische Teamarbeit ist der Motor der Beatles. Paul und ich - wir ergänzen uns auf ganz hervorragende Weise. Das betrifft auch das Gitarrenspiel, ich bringe eher die rhythmische Kraft ein, Paul spielt Bass, aber auch Klavier und andere Instrumente. George Harrison kommt praktisch jedem Akkord auf die Spur, er probiert so lange, bis seine Version, sein Griff dem jeweiligen original am nächsten kommt."

Und obwohl Lennon hier ja nur das Covern und das mühsame Herantasten an bekannte Hits anspricht, entgegnet Eisler: " Was Sie da machen, hat mit ungeheuer viel Spontanität zu tun. Sie finden sich in die Sachen der Unterhaltungsmusik hinein und produzieren etwas Eigenständiges. Es ist also ein sehr elementares, ungestümes Musizieren ..."

Puh.

Auf diese Art geht es seitenlang.

Sehr nervig auch: Eislers Beiträge suggerieren, dass er Lennon den Friedensgedanken eingetrichtert hat. Etwa wenn er dem aufmerksam lauschenden Jung-Beatle erzählt, er habe einen Kanon auf die Friedensbotschaft des amerikanischen Physikers Reichenbach komponiert. Lennons - fiktive - Reaktion: "Das ist gut, das werde ich mitnehmen, wenn Sie gestatten."

Was immer ich über den Lennon der späten 50er und der frühen 60er Jahre weiß: Nicht einen Hauch davon finde ich in diesem merkwürdigen Buch wieder. Lennon hatte Anfang der 60er noch die typische Rocker-Attitüde. Und selbst wenn er darunter ein echtes Weichei war (was einige Leute denken), hätte er sich a) niemals mit jemanden wie Eisler länger als zwei Minuten unterhalten und b) wäre er noch lange nicht in der Lage gewesen so über sich, seine Musik und seine Weltanschauung zu reflektieren, wie es hier unterstellt wird.

Aber okay: Es ist ja reine Fiktion. Trotzdem: Was bringt's mir? Ganz ehrlich: Mir hat es nichts gebracht. Außer, dass ich mich über ein paar Passagen ein wenig echauffiert habe. Redewendungen, die Lennon noch nicht einmal als Parodie gebraucht hätte, Analysen, die sich nicht einmal im Rolling Stone, geschweige denn beim Lederjacken-John des Jahres 1962 finden würden. Furchtbar gestelzt und aufgesetzt. Es schüttelte mich immer wieder.

Immer öfter musste ich während des Lesens an das Jahr 1977 denken. Damals waren wir mit unserer Klasse in Berlin, verbrachten dabei ein paar Stunden im Osten der Stadt. Das Zwangs-Wechselgeld wurden wir nirgends los. So landeten wir im DDR-Einheitsgrau der geteilten Stadt schließlich in einem Buchladen. Aber außer einigen Polit-Büchern fand sich nur Kinderlektüre in einem unsäglich öden Stil. Graue Sprache. Belehrend bis zum geht nicht mehr und ansonsten einfach nur öde, öde, öde. Irgendwie passt das zu diesem Buch.

Die Idee, den Text zweisprachig zu präsentieren, führt nur dazu, dass es doppelt öde ist. Hat aber immerhin den Vorteil, dass man nach rund 50 Seiten durch ist.

Thomas Freitag mag ein Eisler-Kenner sein. Aber warum Lennon seine Lungenbläschen bei "Twist and Shout" oder "Money" quer durch die Musikhallen Englands und Hamburgs verteilte: Das wird er nie kapieren. Nie!

Ist überzeugt:
Rugglesby

Montag, 9. August 2010

Dirk Darmstaedter - "Dirk sings Dylan"

Erinnert sich noch jemand an die Jeremy Days oder ihren Hit "Brand New Toy"? Ich meine: Immerhin wurden die Hamburger rund um Sänger/Gitarrist Dirk Darmstaedter Mitte der 80er auch schon mal als "die deutschen Pilzköpfe" gehandelt. Also sollten auch Beatles-Fans nicht völlig verloren mit ihren Armen wedeln, wenn diese Namen fallen.

Nach der Auflösung der Band Mitte der 90er blieb Darmstaedter der Musik treu und kämpft seitdem als hemmungslos melodiöser und wahrscheinlich unverbesserlich optimistischer Songschreiber um das musikalische Überleben in einem unwirtlich digitalen Musikzeitalter. Der Erfolg ist, soweit ich das beurteilen kann, mal so, mal so. Von seinen Live-Auftrítten, ob alleine oder in kleiner Besetzung, höre ich eigentlich nur Gutes. Und in seinem Online-Shop unter http://www.dirkdarmstaedter.com/ gibt es jede Menge akustischer Juwelen zu entdecken. Mein persönlicher Tipp dabei: Die "Original Podcast"-Serie, bei der es jede Menge Überraschungen zu entdecken gibt. Und durchaus auch "Dirk sings Beatles"!

Gerade aktuell (wenn auch nicht mehr ganz neu) im Darmstaedter Fühl-Regal: "Dirk Sings Dylan".

Er selbst (oder sein Pressemensch) lässt sich auf seiner Website wie folgt über die CD aus:

================ schnipp ===================
"A man is a success if he gets up in the morning and gets to bed at night, and in between he does what he wants to do." (Bob Dylan)

Im Leben eines jeden Musikers kommt wohl der Zeitpunkt, an dem er nicht drum herum kommt, einem der, wenn nicht dem Größten seinen Tribut zu zollen. Ob Elvis oder die Ramones, ob Nick Cave oder die White Stripes, nun also Dirk Darmstaedter.

Mit diesem Projekt erfüllt sich Dirk Darmstaedter einen lang gehegten Traum: Eine Veröffentlichung, die gänzlich dem Schaffen des "Sängers und Tänzers" (so Dylan über Dylan) aus Duluth, Minnesota gewidmet ist.

Selbst aufgewachsen in den USA, schöpfte Darmstaedter Zeit seines musikalischen Wirkens aus den gleichen musikalischen Quellen wie der Maestro selbst, als da wären: Folk, Hillbilly, Bluegrass, Country Blues, Rhythm and Blues, Rockabilly etc. Dies und ein nahezu enzyklopädisches Wissen um das Werk des großen Bob prädestinieren Darmstaedter wie keinen anderen Künstler für dieses Projekt. Wo jedoch die Gefahr besteht, in Ehrfurcht zu verharren und die Beschäftigung mit dem Idol zu reinem Kunsthandwerk verkommen würde, schafft es Darmstaedter, den Songs einen eigenen Dreh zu geben, die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf andere Aspekte zu lenken und so einen neuen Blickwinkel (wenn man im Zusammenhang mit Musik von Blickwinkel sprechen kann … aber Hörwinkel?) selbst auf Klassiker zu ermöglichen. Eben der entscheidende Unterschied zwischen „Nachspielen“ und „Interpretieren“. Darmstaedters Versionen der Dylan-Songs passen nahtlos in die Reihe anderer, inzwischen aus dem Kanon der Popmusik nicht mehr wegzudenkenden Einspielungen von Dylan-Songs. Ob sich Darmstaedters cool rockende Version vom "Subterranean Homesick Blues" oder das herzergreifende/herzerweichende "He Was a Friend of Mine" (im Original erschienen auf der Bootleg Series1-3) als ebensolche Klassiker wie die grandiosen Byrds-Versionen oder wie Nancy Sinatras "It ain´t me, Babe" erweisen werden, wird die Zeit zeigen. Das Potential dazu haben sie.

Unterstützung erhielt Darmstaedter bei den Aufnahmen zu "Dirk sings Dylan" durch Paul Hiraga von der US-amerikanischen Folk/ Country Band Downpilot sowie dem Hamburger Cellisten Hagen Kuhr und Darmstaedter‘s „favorite drummer on earth“ Lars Plogschties.

Mit dem Nobelpreis für Literatur hat es für Bob Dylan dieses Jahr wieder nicht geklappt. Ob sich der Literat Dylan deshalb grämt, ist nicht bekannt. Dass seine Songs jedoch nach Jahrzehnten ("All I Really Want To Do" erschien bspw. 1964 auf dem Album "Another Side of Bob Dylan") von talentierten jüngeren Kollegen aufgenommen werden, dürften den Folksinger Dylan für die Nichtberücksichtigung durch das Stockholmer Komitee entschädigen.

================ schnapp ===================
Das erste Stück hat mich zunächst schlicht irritiert. Zur Westerngitarre und bewaffnet mit Raspelstimme und Mundharmonika kommt "All I really Want To Do" fast authentischer als das Original von 1964. Wie einige wissen bin ich ja grundsätzlich kein allzu großer Freund von Cover-Versionen. Wobei man bei Dylan-Coversongs gelegentlich eine Ausnahme machen kann. Schließlich ist der Meister des lakonischen Interviews nicht gerade mit einer allzu wandlungsfähigen Stimme gesegnet. (Anm.: Beschwerde-Mails bitte an jemand anders...) Mitten im Song dann plötzlich Bass und Schlagzeug und damit ein willkommener Arrangementwechsel. So bleiben Cover-Versionen natürlich spannend...!

Als nächstes eines meiner Lieblings-Dylan-Machwerke: "Der unterirdische Heimweh-Blues". Vielleicht sogar etwas mehr an der 74-Nilsson-Version angelehnt als am Original. Gei-lo-mat! So bringt Dylan richtig Spaß. Auch durch die verschmitzten Gitarren-Einsprengsel, das luftig-fidele Schlagzeug und die fröhlich durchs Klangbild tanzende Blues-Harp. Mehr davon!

Nee, is nich. Stattdessen der introvertierte Freund spanischer Lederschuhe. Das ist natürlich Dylan pur. Und es verblüfft, wie gut sich Darmstaedter das dylaneske Idiom angeeignet hat. Man hört unwillkürlich das Lagerfeuer knistern, irgendwo klatscht genau eine Welle an den einsamen Strand und nicht allzu weit entfernt verschwindet die Dame des Herzens in einer Nebenstrasse - um nie wiederzukehren. Auch hier herrscht spartanisch-einfühlsames Arrangement vor, ein allein gelassenes Cello kurz vor dem Lautstärke-Exitus, eine Mundharmonika, die fast schon hinter Wolke Nummer Neun verschwindet und die pure Resignation vor den Mächten des Schicksals in Darmstaedters Stimme.

Bei Liedern wie "Sad-eyed Lady" oder "Simple Twist Of Fate" kriegt der geneigte Hörer genau die traurigen Augen, die er erwartet. Und zugegeben: Manchmal greint mir Darmstaedter zu viel. Auch wenn dies unter dem Punkt Original(ität) zu verbuchen ist, ich hätte es lieber noch etwas origineller gehabt. Wie etwa bei "It ain't me, babe", das mit einem höchst überraschenden Zwischenspiel überrascht und mit mehr Spannung als das Original - was meinen Musikgeschmack betrifft jedenfalls. Primstens.

Insgesamt zeigt es mir einmal mehr, dass Dylan einfach gut zu covern ist (oder gut zu Covern?). Die Originale sind oft ungeschliffene Bruchstücke einer mittlerweile doch langsam verblassenden Genialität. Und die Byrds, Jimi Hendrix, Joan Baez und wer auch sonst noch haben ihnen manchmal den Schliff verpasst, den sie brauchten (und verdienten) um sich für immer im Gedächtnis einer Generation (oder sind es doch mehrere?) zu verankern.

Jetzt hat auch Dirk Dylan gesungen - und gespielt.

Gut so.

Findet:
Rugglesby

Dienstag, 20. Juli 2010

Aus für Ebay-Schnäppchenjäger?

Ich gebe zu: Ich bin stinksauer, enttäuscht und eigentlich einfach nur beleidigt. Momentan frage ich mich nur noch: Bin ich eigentlich der Einzige, der so von eBay bzw. den Ebay-Verkäufern enttäuscht ist?

Nee, es geht nicht um die Remaster. Ich stöbere in letzter Zeit viel in der Ebay-Vinyl-Ecke herum und habe da jetzt einige Schnäppchen geschlagen. Aber: Bei den großen Knallern gibt's gerade zum zweitenmal echten Stress.

Worum geht's?

Es geht um komplette Sammlunge. Mit Hilfe meines Bietprogramms habe ich bereits mehrere Sammlungen für sehr wenig Geld ersteigert. Die ersten zwei kamen auch heil und sicher bei mir an. Einmal waren es Klassikboxen mit insgesamt rund 150 LPs, die ich für 6, 50 Euro ersteigert hatte - plus ca. 10 Euro Versandkosten. Ein anderes Mal ging es um 190 gemischte LPs, ebenfalls vorwiegend Klassik, für die ich für sagenhaft 2,50 Euro den Zuschlag bekommen hatte. Auch da ging alles glatt über die BNühne. Aber seitdem...

Einmal hatte ich rund 60 LPs für einen Euro ersteigert und bekam gleich nach erfolgreichem Zuschlag die Nachricht:
"... Ich möchte nicht lange um den "heißen Brei" herumreden und gleich zur Sache kommen. Leider kann ich Ihnen die LP-Sammlung unter gar keinen Umständen zu diesem Preis verkaufen. Es tut mir wirklich sehr leid und ich kann Ihre Enttäuschung nachvollziehen. Da Sie das Geld bereits überwiesen haben, werde ich es Ihnen umgehend zurückerstatten. Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten. Mit freundlichen Grüßen, ..."

Hallo???

Auf Nachfragen und Vorschläge hat mir der Verkäufer nicht mehr geantwortet. Letztlich wurde daraus ein "Ebay-Fall", der Verkäufer weigerte sich beharrlich und alles was übrig blieb war eine schlechte Bewertung für diesen Spielverderber und ein frustrierter Käufer, der sich völlig umsonst gefreut hatte. Und der, ich hoffe, dass könnt Ihr verstehen, keine Lust hatte, wegen ein paar alter Schallplatten vor Gericht zu gehen.

Nun aber passiert das anscheinend gleich nochmal. Wieder hat außer mir niemand geboten, es gab keinen Mindestpreis und ich habe für einen Euro den Zuschlag auf eine Kiste mit 100 LPs bekommen. Der Verkäufer rührt sich diesmal überhaupt nicht, reagiert auf keine Nachfrage (die Versandkosten waren nicht angegeben) und ignoriert sämtliche Bemühungen meinerseits.

Ich meine, ich kann ja verstehen, dass die Leute gefrustet sind, wenn jemand die Auktion gewinnt und nur ein schäbiger Euro dabei herauskommt. Aber das ist doch nun mal Ebay, oder? Und genau diesen Verkäufer-Gau kann man doch leicht verhindern...? Oder?

Ich bin jedenfalls total enttäuscht und bekomme das Gefühl, dass die Ebay-Schnäppchenjagd immer öfter völlig umsonst ist.

Meint,
Rugglesby

Sonntag, 18. Juli 2010

eBay: Die Chinesen sind's - sind's die Chinesen?

Das muss ein komischer Moment sein: Da packt man die Revolver-CD der jüngst für wenig Geld ersteigerten Stereo-Remaster-Box aus, legt den Silberling ein, studiert die Hülle und muss feststellen, dass der Schlagzeuger dieser famosen Band gar nicht Ringo Starr hieß, sondern: Ringo Start...

Nun, die Asiaten hatten es noch nie so mit den westlichen Namen. Und bevor jemand fragt: Ob wenigstens der Sound stimmt, kann ich nicht sagen. Aber ich schätze mal, die Musik wurde von MP3s kopiert.

Kurz: Die zur Zeit sowohl bei eBay, als auch bei einigen Amazon-Händlern angebotenen Remaster-Boxen sind schäbige Counterfeits, Fälschungen, bei denen nicht nur die Namen falsch buchstabiert wurden.

Wie beim unteren Bild ersichtlich, handelt es sich in Wirklichkeit nicht um Remaster, sondern um: Remoster.

Das gut gemeinte Fazit des Rugglesby Chronicle: Finger weg!

Mittwoch, 14. Juli 2010

Die eBay-Remaster: Da waren's nur noch ...?

Also doch?!

Einer der Großanbieter in Sachen Stereo-Box ist spurlos aus eBay-Land verschwunden. Sämtliche eingestellten Artikel natürlich auch. Ich frage mich natürlich: Was ist da hinter den Kulissen passiert? Wer hat bezahlt? Haben sie den Typen erwischt? Hat irgendjemand eine Billig-Box erhalten?

Der zweite Großanbieter - hennig.james - ist noch dabei - und hat nach wie vor keine einzige Bewertung erhalten. Angeblich kommt er ja aus Neumünster. Persönliche Treffen sind ja trotzdem nicht erwünscht.

Ich kann nur vom Kauf bzw. der Ersteigerung abraten. Höchstwahrscheinlich ist das Geld anschließend futsch.

Ärgerlich.

Dienstag, 13. Juli 2010

Weiße Flecken auf der musikalischen Landkarte

Bei Led Zeppelin weiß ich noch, wie es passiert ist: Als ich endlich wissen wollte, was die für Musik machen, spielte mir mein Bruder "Presence" vor bzw. drückte mir das Album (mit dem merkwürdigen schwarzen Obelisk) in die Hand . Und diese E-Gitarren-Kakophonie fand ich so anstrengend und nervig, dass ich mir die Band für die nächsten zwanzig Jahre vom Leibe hielt. Was für ein fataler Fehler. Bei Crosby, Stills and Nash war es anders. Aus irgendeinem Grunde hörte die niemand in meinem Bekanntenkreis. Als ich mir dann vor Jahren die CSN-Box kaufte, vielleicht, weil ich sie so schön fand?, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wie toll war das denn?

Aber gerade heute tröste ich mich damit, dass es anderen Musikfreunden anscheinlich ähnlich geht. Und höre die neue CD von Teenage Fanclub. Für mich und viele Andere wahrscheinlich ein weißer Fleck auf der musikalischen Landkarte. Und in der Warteschlange lauern schon die längst untergegangenen Boo Radleys, die auch keiner hören wollte.

Solche Bands gab es immer, wird es immer geben. Bands, die eine tolle Platte nach der anderen produzieren, aber sie einfach nicht an den Mann kriegen. Wie schade. Welche kennt Ihr, die sonst niemand kennt?

Montag, 12. Juli 2010

Die Stereo-Remaster: jetzt zuschlagen?

Bei eBay tauchen mehr und mehr private Anbieter auf (wenn sie denn wirklich privat sind...), die die Stereo-Remaster-Box anbieten. Die meisten davon werden tatsächlich für 1 Euro reingestellt und gehen so für 60-90 Euro weg. Faszinierend. Gerade für mich, der sich bisher nur als stolzer Besitzer der Mono-Box outen kann.

Allerdings: Der erste Anbieter präsentiert sich bisher gänzlich ohne Bewertung. Und da soll man ja bekanntlich vorsichtig sein. Der zweite Anbieter hat immerhin rund 150 positive Feedbacks.

Die Frage, die sich mir natürlich stellt: Wie kommen die Leutchen an so viele Stereo-Remaster-Boxen, dass sie die für 1,- bei eBay einstellen können? Fallen die irgendwo vom Laster? Hat eine(r) von Euch so ein Teil geschossen? Ist es ein Fake? Ist es ein Vogel? Ist es Superman?

Badenius rätselt.

Wie sonst auch.

Dylan und die große Hitze

Was für ein Wetter! Alleine der Sonne wegen habe ich mich heute entschlossen, mit dem Wagen zur Arbeit zu fahren: Zugluft! Und als akustischer Leckerbissen lief die neue CD von Dirk Darmstaedter: "Dirk sings Dylan". Dazu folgt in Kürze eine ausführlichere Besprechung.

Ansonsten war das Wochenende ein voller Erfolg. Nach einer stundenlangen (und extrem schweißtreibenden...) Putzaktion fand am Samstag die erste Besichtigung unserer Wohnung in Winsen statt. Und weder die Interessenten noch unsere Vermieter (die ich zum erstenmal seit drei Jahren sah) hatten etwas auszusetzen. Am Sonntag waren wir dann bei den jetzigen Mietern unserer neuen Wohnung in Lüneburg. Nicht nur, dass die total nett sind, wir haben uns auch problemlos auf die "Übergabemodalitäten" verständigt, was bleiben kann, was nicht, etc. pp. Prima. Jetzt will ich umziehen. Sofort. Basta.

Sonntag, 11. Juli 2010

The ReBeatles Project: „Get Back!“ – Keine Zeitreise funktioniert ohne richtigen Treibstoff

(AB) Beatles-Enthusiasten kennen das vielleicht: Da hat man ein Konzert einer Coverband besucht, kommt anschließend am Merchandising-Stand vorbei, schaut interessiert, entscheidet sich aber letztlich gegen den Erwerb einer CD der Band. Wozu sollte man sich nah am Original orientierte Songs anhören, wenn man jederzeit das unschlagbare Original auflegen könnte? Aus diesem Blickwinkel betrachtet hat „Get Back!“, das aktuelle Album des ReBeatles Project seine Daseinsberechtigung, denn: Es ist mehr als ein bloßes Nachspielen von bekannten Beatles-Kompositionen.

Der Pressetext lockt mit der Aussage, dass das ReBeatles Project „die großen Popsongs der letzten Jahre im Stile der Sixties und ihrer größten Band“ interpretiert und damit „den Pop wieder zu seinen Ursprüngen“ zurückführt. Das hört sich erst einmal gut an, doch beim Blick auf die Titel stellt man sich unweigerlich die Frage,  ob man da wirklich die Glanzlichter der moderneren Popmusik versammelt hat. Eine krude Mischung von Pink, Winehouse und Gaga (das soll natürlich ziehen), über die Thompson Twins (wer war das noch gleich?) bis hin zum immerhin 29 Jahre alten „Happy Birthday“ von Stevie Wonder. „Get Back!“ wartet allein mit satten fünf Titeln aus den Achtziger Jahren auf. Von „Popsongs der letzten Jahre“ kann also nur sehr eingeschränkt die Rede sein.

Die musikalische Umsetzung fiel leider recht einseitig aus. Es überwiegen Flair und Sound der ersten Beatles-Alben, der unbekümmerte, fröhliche Beat der ersten Hälfte der Sechziger. Selbst die beiden aus dem Spätwerk der Band entliehenen Songs erklingen im Beat-Gewand: Stevie Wonders „Happy Birthday“ bekam origineller Weise den musikalischen Stempel des „White Album“-Rockers „Birthday“ aufgedrückt, während die furiose Robbie Williams-Nummer „Let Me Entertain You“ mit „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ gekreuzt wurde. Beide Interpretationen erklingen weder rockig noch furios, sondern bleiben erschreckend zahm und damit hinter den Erwartungen zurück.
Das ReBeatles-Project bediente sich ausgiebig im Rezeptbuch der frühen Beatles: Hier ein paar „Ooohs“ und „Aaahs“, der beliebte Dialog zwischen Lead- und Harmoniegesang (vgl. „Help!“ oder „Can’t Buy Me Love“ etc.), ein paar klassische Ringo-Fills hier, ein paar klassische George-Licks da – fertig ist der Coverkuchen. Dabei sind die Anleihen im Beatles-Katalog nicht immer offensichtlich und geben ein ums andere Mal Anlass zum Rätseln – was durchaus Spaß macht.

Gehen wir die Songs durch: Nur sehr leichte, teilweise nur angedeutete Zitate enthalten Christina Aguileras „Beautiful“ („Run For Your Life“/“Help!“), Amy Winhouses „Rehab“ („One After 909“), Culture Clubs „Do You Really Want To Hurt Me“ („It Won’t Be Long“/“I Want To Hold Your Hand“), Lady Gagas „Poker Face“ („Michelle“), Ian Broudies & Baddiel & Skinners „Three Lions“ („All My Loving“) und schließlich U2s Klassiker „One“ („Norwegian Wood“), der in dieser Interpretation auch leichte Sitar-Begleitung erhielt. „One“ ist eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen (vermutlich) „Paul“-Darsteller Martin Schurig den Leadgesang übernimmt. Dabei kann er leider nicht verhehlen, dass er kein „native speaker“ ist und brilliert mit hartem deutschen Akzent. Überhaupt sind die Leadstimmen ein Schwachpunkt dieses Albums. Während man der instrumentalen Umsetzung solides Handwerk attestieren kann, bleiben die Stimmen leider farblos. Sowohl Lennon als auch McCartney verfüg(t)en über äußerst wandlungsfähige Stimmen, die die gesamte Palette abdeckten vom zarten Schmelz bis zum markerschütternden Reibeisen. Besonders eintönig wirkt der Gesang von „John“ Andreas Kohlenberg, der die Leadstimme beim Großteil des Albums übernommen hat. Keine nennenswerte Parallele zu Beatles-Songs weist der Disco-Stampfer „Around The World“ von Alex Christensens Pop-Vehikel ATC auf. Das ReBeatles Project macht das stupide Machwerk  mit ihrer Interpretation halbwegs erträglich.
Deutlich erkennbare Vorbilder aus dem Beatles-Oevre sind auszumachen in Pinks „Get The Party Started“ („Love Me Do“), The Beastie Boys „Fight For Your Right“ („Money“), The Bangles’ „Eternal Flame“ („This Boy“) und in The Thompson Twins’ „Hold Me Now“ („Please Mister Postman“). Hier war es offenbar einfach, beide Elemente miteinander zu verbinden.

Schließlich enthält „Get Back!“ mit I Want You (To Say)“ noch ein von Kohlenberg und Schurig geschriebenes Eigengewächs. Damit erfüllten sich beide Musiker sicher einen großen Wunsch, hinterlassen mit ihrem Songs allerdings keinen besonderen Eindruck.


Fazit: Ein durchaus interessantes, wenn auch nicht neues Konzept. Empfohlen sei hier insbesondere das Album der kalifornischen Parodisten von Big Daddy, die den Spieß umdrehten und gekonnt und witzig das „Sgt. Pepper“-Album der Beatles im Stil der Fünfziger Jahre interpretierten. Die guten Momente bei „Get Back!“ sind hingegen überschaubar. Das „Welcher Song bin ich?“-Spiel ist recht amüsant, die Songauswahl jedoch problematisch und leider verpuffen einige gelungene Ideen und Ansätze zu schnell durch die gesanglichen Grenzen der Protagonisten sowie durch das zuweilen fehlende Feuer im Arrangement.

Dennoch ... steht man vor der Frage: Kaufe ich mir die CD der ReBeatles mit ihrem aus Beatles-Coverversionen bestehenden Bühnenprogramm oder das als Projekt ausgerufene aktuelle Album mit Songs aus dem Pop-Beat-Labor, dann kann es nur heißen: „Get Back“.

Mittwoch, 7. Juli 2010

Viel Spaß mit dem Rugglesby Chronicle!

Seit Jahren plage ich mich ein ums andere Mal mit der Idee - und des öfteren auch mit der halbherzigen Umsetzung - eines Blogs für die Erdbeerfelder. Meist beschränkte es sich auf ein paar halbgare Kommentare zu aktuellen Veröffentlichungen oder auf die eindimensionalen Einsichten eines frustrierten Opel-Fahrers.

Das scheinen mir heute, am Geburtstag Ringo Starrs, die nachgerade idealen Voraussetzungen, um einen nagelneuen Versuch zu starten.

Kurz: Go, Frank, go!